Gestern hatte ich das Vergnügen, Rosen für den Staatsanwalt in einem ausverkauften Méliès zu erleben. Ich haben den Film aus dem Jahr 1959, ★★★★ ½ gegeben: Er ist mehr als nur ein Stück Kinogeschichte – er ist eine Zeitkapsel, die uns in die Nachkriegszeit Deutschlands entführt.

Der Film wurde in Göttingen produziert und die Stadt ist historisch betrachtet ein echtes Juwel der Filmindustrie. Bis in die frühen 60er-Jahre hinein prägten hier Produzenten wie Hans Abich und Rolf Thiele mit einem der modernsten Filmstudios der Bundesrepublik die Kinogeschichte – 100er Filme sind zwischen ‘48 und ‘61 hier entstanden. Und mit der “Göttinger Linie” auch eine Ära, die sich bewusst von der Klamauk-Massenproduktion distanzierte. Filme wie “Rosen für den Staatsanwalt” sind Zeugnisse dieser dieser Zeit. Wie ich an dem Abend gelernt habe, gibt es sogar eine eigene “Rosen”-Trilogie aus Göttingen („Tausend rote Rosen blühn„, “Rosen im Herbst” und “Rosen für den Staatsanwalt”).

Der Film selbst ist ein Kommentar zur Entnazifizierung in Deutschland, der noch während der Produktion von der Wirklichkeit eingeholt wurde. Rosen erzählt die Geschichte von Rudi Kleinschmidt, der während der Nazi-Zeit wegen Diebstahls zum Tode verurteilt wurde, und dem Staatsanwalt Wilhelm Schramm, der das Todesurteil unterschrieben hat und nach dem Krieg in der Justiz als Staatsanwalt Karriere machte. Ihre Konfrontation ist ein kraftvolles, witziges & satirisches Stück, das Fragen über Gerechtigkeit und Vergangenheitsbewältigung aufwirft. Aber bevor ich hier weiter darauf eingehe: Michael Schäfer kann das viel besser (hinter einer Bezahlschranke).

Aber wenn ich über die Filmstadt schreibe, darf ich natürlich Sven Schreivogel und sein Team vom Filmbüro Göttingen nicht vergessen: Ihr unermüdlicher Einsatz, um die reiche Filmgeschichte Göttingens wieder zum Leben zu erwecken, hat mir und vielen anderen einen tollen Abend beschert. Ihre Leidenschaft für das Göttingen-Kino ist ansteckend und hat mich definitiv infiziert. 🎥✨

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